Ob Blasenentzündung oder vereiterte Mandeln – bakterielle Infektionen mithilfe von Antibiotika zu behandeln, ist heute gängige Praxis. Bei richtiger Anwendung töten die Medikamente Krankheitserreger ab oder verhindern zumindest ihre Vermehrung. Eine entscheidende Rolle spielen sie deshalb unter anderem auch bei Transplantationen und in der Versorgung Frühgeborener. In den letzten Jahren konnten sich durch den unsachgemäßen Einsatz von Antibiotika, beispielsweise bei Virusinfektionen oder in falscher Dosierung, sowie die mangelnde Einhaltung von Hygienemaßnahmen in der Human- und Veterinärmedizin und in der Landwirtschaft zahlreiche Antibiotika-Resistenzen entwickeln und ausbreiten. Mit dramatischen Folgen: Viele Antibiotika wirken nicht mehr, bisher leicht behandelbare Infektionen können nur noch schwer oder gar nicht mehr therapiert werden. Wie entstehen Antibiotika-Resistenzen? Eine der Hauptursachen für die Entstehung von Resistenzen ist die unsachgemäße Anwendung der Medikamente. Für Patienten ist es deshalb wichtig, die Antibiotika genau nach Verordnung des Arztes einzunehmen, da nur dann eine ausreichend hohe Konzentration der Wirkstoffe im Blut vorhanden ist. Wenn dies nicht gegeben ist, kann das Antibiotikum nicht seine volle Wirkung entfalten, woraufhin widerstandsfähige Bakterien überleben und gegen das Medikament unempfindlich werden. Außerdem sollten die Tabletten nicht länger als nötig eingenommen werden, da sich auch dann mehr resistente Bakterien bilden können. Eine weitere Ursache ist der Einsatz von Antibiotika bei nicht-bakteriellen Infektionen, die zum Beispiel durch Viren verursacht werden. Der massenhafte Einsatz und Missbrauch von Antibiotika in der Tierhaltung begünstigt nicht zuletzt die Entstehung resistenter Bakterien. Denn die Medikamente kommen nicht nur zum Einsatz, wenn ein Tier wegen einer Infektion behandelt muss, sondern werden oft prophylaktisch eingesetzt, um Krankheiten zuvorzukommen, oder metaphylaktisch verabreicht, um beispielsweise die gesunden Tiere im Stall vor einer Ansteckung zu bewahren. Was sind die Folgen? Vor allem für ältere und dauerhaft kranke Menschen sowie Kleinkinder kann die Ausbreitung resistenter Bakterien schwerwiegende Folgen haben. Infektionen dauern länger an und sind schwieriger zu behandeln, zudem können auch bisher leicht behandelbare Infektionen lebensbedrohlich werden. Wenn kaum noch wirksame Antibiotika für bestimmte Erkrankungen zur Verfügung stehen muss auf spezielle Medikation zurückgegriffen werden, die häufig mehr Nebenwirkungen mit sich bringt. In der Folge werden Krankenhausaufenthalte länger, die Patienten müssen öfter räumlich von anderen Personen abgetrennt werden und im schlimmsten Fall entstehen sogenannte multiresistente Erreger. Wie kann ich mich schützen? Je weniger Antibiotika benötigt werden, desto langsamer läuft die Entstehung von Resistenzen ab. Deshalb ist es wichtig, Infektionen zu vermeiden – z. B. durch entsprechende Hygienemaßnahmen. An oberster Stelle steht gründliches und regelmäßiges Händewaschen, da sich viele Erreger durch direkten Kontakt über die Hände verbreiten. Erkrankte sollten Antibiotika außerdem strikt nach Verordnung einnehmen und sie nicht an andere Personen weitergeben.
Artikel veröffentlicht am 27.10.2020